Die Monate Juli und August sind die beste Zeit für die Veredelung verwandter Obstsorten. Nur wenige Hobbygärtner wagen sich an diese Aufgabe heran, die jedoch jeder Gartenfreund bewältigen kann, der über ein wenig handwerkliches Geschick verfügt. Das Veredeln von Obstgehölzen ist eine traditionelle gärtnerische Technik der künstlichen vegetativen Vermehrung, die vor allem dem Erhalt alter Obstsorten dient.
Obwohl viele von ihnen ein einzigartiges, intensives Aroma haben, gerieten legendäre Sorten im Zuge der globalen Marktentwicklung in Vergessenheit. Dank des wachsenden Interesses an Nachhaltigkeit, Naturschutz und Artenvielfalt möchten immer mehr Landwirte und Hobbygärtner alte Apfelsorten wie die Rote Sternrenette (1830 erstmals beschrieben), den duftenden Gravensteiner (1669) oder den köstlichen Cox Orange (1825) erhalten und wiederbeleben. Dies gelingt nur durch künstliches Klonen, denn bei der natürlichen Vermehrung werden positive Eigenschaften, welche Pflanze und ihre Früchte auszeichnen, nur weitergereicht, sie verwässern sozusagen.
Äpfel gelten als einfach zu veredeln, doch man kann auch Süßkirsche auf Sauerkirsche oder Birne auf Quitte setzen. Allgemein gilt: Je näher die beiden Veredelungspartner verwandt sind, umso sicherer wachsen die Pflanzen zusammen. Beim Veredeln bzw. der Okulation wird eine ruhende Knospe der gewünschten Obstsorte unter die Rinde eines Baums eingesetzt. Aus der Knospe entwickelt sich ein Ast, der später etwas seitlich aus der Unterlage nach oben wächst. Das Edelreis, also der Pflanzenteil, der auf einen anderen aufgesetzt wird, sollte frosthart sein, schnell wachsen und einen geraden Stamm bilden. Selbst zu veredeln ist nicht schwierig, für Hobbygärtner gibt es Veredelungssets mit Anleitung und kompletter Ausstattung.
Anleitungen gibt es auch im Internet, persönliche Beratung bei der nächstgelegenen Baumschule. Viele Baumschulen nehmen auch Veredlungsaufträge an.